Die Badischen Neuesten Nachrichten hat in ihrer Ausgabe am 11. September über den „Tag des offenen Denkmals“ im Heimatmuseum Friedrichstal berichtet. Hier die Zusammenfassung des Artikels „Pracht im Großen und Kleinen“.
Pracht im Großen und Kleinen
Zum Tag des offenen Denkmals geben historische Gebäude Einblicke
Stutensee-Friedrichstal (awe). Um Mottos zum „Tag des offenen Denkmals“ inhaltlich nahe zu kommen, ist oft Fantasie gefragt. Beim Friedrichstaler Heimatmuseum, das sich mit vielen Exponaten aus Alltags-, Gemeinde- und Arbeitsleben schwerpunktmäßig der Geschichte der Hugenotten widmet, scheint sich das Thema „Macht und Pracht“ auf den ersten Blick nicht wirklich aufzudrängen.
Die breiter gefächerten Spielräume, die dieses indessen lässt, nutzten die Aktiven des Vereins „Heimat- und Hugenottenmuseum „Alt Friedrichsthal“ flexibel. „Geht man mit offenen Augen durch die Räume, dann findet sich in allen möglichen Ecken etwas“, sagt Schriftführerin Ursula Heckmann und weiß dies auch anhand ausgewählter Stücke gut zu vermitteln.
Brautkrönchen brachten Glanz ins Haus
Da passen gar speziell zum Hochzeitjubiläum, zur Taufen oder Konfirmation gefertigte Tassen, die die Menschen daheim in Vitrinen präsentierten oder das kunstvoll eingerahmte Brautkrönchen. Beispiele dafür, wie einst auf schlichte Weise etwas Glanz ins Haus gebracht worden sei, erläutert Ursula Heckmann. Nicht zu vergessen Kleidungsstücke, die nur an besonderen Tagen aus dem Schrank geholt wurden. Dafür wurden auch schöne Hochzeitskleider wie im Fundus aus cremefarbener Seide oder schwarzer Spitze nach dem Jubeltag umgearbeitet.
Ist das ein recht bescheidener Ausdruck von Pracht, so verweisen Uniformen aus dem Ersten Weltkrieg konkret auf ein dunkles Kapital von „Macht“. Aufwändig gestaltete Militärkrüge geben ein Bespiel dafür, wie Krieg und Soldatentum einst gar verherrlicht wurde.
Das zum 300. Geburtstag Friedrichstals entstandene große Modell von Schloss Sturensee mag da an die Macht früherer Herrscherhäuser gemahnen. Dasjenige des der 1830 erbauten evangelischen Kirche gewichenem Holzkirchleins an kirchliche oder göttliche Macht. Dem Denkmalgedanken werden die allemal gerecht, ebenso wie das Museum selbst, das im Schulhaus von 1873 seine Heimstatt fand. Nun ist das zwar nicht gerade ein Prachtbau, der Aspekt „Macht“ aber wohnt ihm gewiss inne, gerade wenn man an noch weitaus gestrengere Zeiten im Schülerdasein denkt.
Doch bei allen Detailerkundungen verinnerlicht das Museum, wie im Hugenottensaal dokumentiert, geschichtlich betrachtet natürlich sehr Macht und Pracht. Wurden die Hugenotten nicht unterdrückt, verfolgt, getötet und zur Flucht genötigt in Zeiten eines prunkvollen höfischen Absolutismus?
Fotos: Werner
Geschichtliches anhand von Exponaten wie Uniformen oder Modellen vermittelten Erich Borell und Ursula Heckmann den Besuchern des Heimatmuseums Friedrichstal.