Die Badischen Neuesten Nachrichten hat in ihrer Ausgabe am 29. Dezember 2017 über das Tabakprojekt des Heimatmuseums Friedrichstal berichtet. Hier die Zusammenfassung des Artikels „Tabakexperten gesucht“.
Tabakexperten gesucht
Eine Projektgruppe möchte das Wissen über die Zigarrenproduktion erhalten
Stutensee-Friedrichstal (ml). Zufrieden begutachten Ursula Heckmann, Edgar Herlan, Lutz Schönthal und Erich Borell den Trocknungsgrad der aufgehängten Tabakblätter. Optimal getrocknet aber noch geschmeidig genug, um nicht brüchig zu werden, präsentiert sich das Erntegut aus den Jahren 2016 und 2017. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Quartett die Projektgruppe Tabak gegründet, mit dem Ziel, den Tabakanbau in Friedrichstal nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Lutz Schönthal hatte Samen besorgt und im eigenen Garten Pflanzen gezogen (wir berichteten). Blatt für Blatt wurden die Stängel abgeerntet, die Blätter sachkundig eingefädelt und zum Trocknen aufgehängt.
Dann kam die Schwierigkeit. Sind die Blätter im richtigen Trockenheitsgrad, müssen sie fermentiert werden. Denn nur durch diesen Prozess der Gärung bei einer gleichbleibenden Temperatur von 50 bis 60 Grad Celsius über mehrere Wochen entwickeln sich die typischen Tabakaromen. Es gibt durchaus Firmen in Tabakanbaugebieten, die das übernehmen, aber die Menge, die die vier Hobby-Tabakbauern aus ihrem Projekt ernten konnten, war viel zu klein, um sortenrein verarbeitet zu werden. Aber ein Zusammenmischen mit anderen Sorten war von beiden Seiten nicht erwünscht. Also blieb der Tabak zunächst hängen. In diesem Jahr wurde das Experiment fortgesetzt und wiederum gedieh alles prächtig bis zu diesem Stadium.
„2016 und 2017 brachten eine gute Ernte.“
Nun hängen die Bündel in der Scheune und gerne würden sich die vier Amateure beraten lassen, wo und auf welche Weise sie ihren Tabak fermentieren lassen könnten und darüber hinaus weitere Interessierte zu ihrem Projekt dazugewinnen. Wer Erfahrungen hat und die Gruppe unterstützen möchte, wird gebeten, über die homepage des Museums Kontakt aufzunehmen. Sollte es tatsächlich gelingen, so wäre der nächste Schritt, Zigarren aus ganzen Blättern zu rollen. „Unser Ziel ist“, sagt Lutz Schönthal, „das Wissen um den Tabakanbau und die Verarbeitung zu erhalten und an die kommenden Generationen weiterzugeben.“ „Und die einstige Bedeutung Friedrichstals als eine der größten Tabakanbaugemeinden der Region herauszustellen“, ergänzt Ursula Heckmann.
Sie, Edgar Herlan und Erich Borell betreuen das Heimat- und Hugenottenmuseum, das dem Thema eine komplette Abteilung widmet. Hier wird gezeigt, wie Zigarren gerollt werden, welches Werkzeug dazu benötigt wird, an einer Litfaßsäule hängen entsprechende Fotos und Texte, die die einzelnen Arbeitsgänge schildern. „Der Tabak hat die Menschen das ganze Jahr beschäftigt“, erinnert sich Edgar Herlan. „Säen, Pikieren, Auspflanzen, Ernten macht das ganze Jahr über viel Arbeit“. Legendär und sinnbildlich für Neulinge, die zum ersten Mal vom Tabakanbau erfahren, ist das Einfädeln. Hier sitzen Frauen und manchmal auch größere Kinder im Kreis und fädeln die Tabakblätter auf lange Schnüre zum Aufhängen, wobei gesungen, erzählt und gelacht wurde. Gern würde die Gruppe weitere Mitstreiter aufnehmen und ihr Versuchsprojekt im dauerhaften Austausch festigen und weiterentwickeln.